Archiv

Demos: Landwirte wollen nicht locker lassen

Mehr als 300 Landwirtinnen und Landwirte waren zur Bezirksversammlung nach Rodenkirchen gekommen, um sich über Düngeverordnung, Insektenschutzprogramm und die bevorstehenden Protestaktionen zu informieren.

 

Volles Haus bei der Bezirksversammlung des Kreislandvolkverbands Wesermarsch in Rodenkirchen, zu der der Verband gemeinsam mit der Initiative „Land schafft Verbindung“ eingeladen hatte: Mehr als 300 Landwirtinnen und Landwirte aus der Wesermarsch und aus Friesland waren in die Markthalle nach Rodenkirchen gekommen und haben sich über das geplante „Aktionsprogramm Insektenschutz“ und den aktuellen Stand der Düngeverordnung informiert. Im Mittelpunkt standen jedoch die Trecker-Demonstrationen in Oldenburg und Hamburg sowie die nächste Aktion in Berlin, die für kommenden Dienstag geplant ist.

„Es waren sehr viele junge Leute da, denen es um ihre Zukunft geht. Sie wollen nicht länger hinnehmen, dass Landwirte in der öffentlichen Diskussion in die Ecke gedrängt werden und ihre Leistungen bei der Produktion regionaler Lebensmittel, beim Klimaschutz oder auch die vielen freiwilligen Initiativen zum Insektenschutz nicht wahrgenommen werden“, sagt Frieslands Landvolk-Vorsitzender Hartmut Seetzen. Statt der geplanten Auflagen und Bewirtschaftungsverbote fordern die Landwirte mehr Kooperation und Beteiligung. „Naturschutz geht nur mit den Landwirten, nicht gegen sie. Wir sind bereit, uns zu engagieren, aber unsere Familienbetriebe müssen auch verlässlich planen und wirtschaften können, sonst werden sie verschwinden“, gibt er zu bedenken.

Eingeladen war auch Hermann Grupe, der agrarpolitische Sprecher der niedersächsischen FDP-Landtagsfraktion. Er zeigte sich beeindruckt vom großen Zusammenhalt der anwesenden Landwirte und ermunterte sie, sich weiter aktiv für ihre Anliegen einzusetzen. Dazu seien die Demonstrationen wichtig, aber ebenso politische Initiativen wie parlamentarische Anfragen an die Landesregierung.

 

 

“Rote Gebiete”: Kreislandvolk begrüßt Überprüfung der Messstellen

Der Kreislandvolkverband Wesermarsch begrüßt die Entscheidung des niedersächsischen Kabinetts vom 18. November 2019, die Boden- und Gewässer-Messstellen in Niedersachsen im kommenden Jahr einer Prüfung zu unterziehen. „Das zeigt, dass die Landesregierung eingesehen hat, dass es bei der Ausweisung der sogenannten ‚Roten Gebiete‘ mit nitratbelastetem Grundwasser Fehler gegeben hat“, sagt Landvolk-Geschäftsführer Manfred Ostendorf. „Wir werden trotzdem damit beginnen, eine Feststellungsklage gegen die Ausweisung von Moorriem als ‚Rotes Gebiet‘ vorzubereiten. Aus unserer Sicht bleibt es dabei, dass es sich dabei nur um einen Irrtum handeln kann.“

Gestern hatte die Landesregierung die “Niedersächsische Verordnung über düngerechtliche Anforderungen zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat oder Phosphat” (NDüngGewNPVO) beschlossen und gleichzeitig zugesagt, dass das Messstellennetz nicht mehr alle acht bis zehn Jahre, sondern künftig alle zwei Jahre überprüft wird. Den zu bestimmten Messstellen geäußerten Zweifeln soll unmittelbar nach Inkrafttreten der Verordnung nachgegangen werden. Bereits bei der Vorlage des Verordnungs-Entwurfs im September hatte der Kreislandvolkverband Wesermarsch den Zuschnitt der Messstelle in Oldenburg-Bornhorst angezweifelt, die der Ausweisung der Flächen in Moorriem als ‚Rotes Gebiet‘ mit zu hohem Nitratgehalt zugrunde liegt.

„Wir können überhaupt keinen Zusammenhang zwischen der belasteten Vorfeld-Messstelle in Bornhorst am Stadtrand von Oldenburg und dem ausgewiesenen Gebiet erkennen, das sich fast ausschließlich auf Moorriem erstreckt“, sagt der Kreislandvolk-Vorsitzende Dr. Karsten Padeken. „Wasser fließt in der Regel von der Geest hinunter in die Marsch. Der umgekehrte Weg ist sehr unwahrscheinlich.“ Die Werte an sämtlichen weiteren Vorfeld-Messstellen in der Wesermarsch liegen bei 0,2 bis 0,6 mg und damit weit unter dem Grenzwert von 50 mg pro Liter Wasser.

In den ausgewiesenen „roten Gebieten“ sollen künftig strengere Düngeregeln gelten. Ziel ist, die Nährstoffeinträge in belasteten Wasserkörpern durch die Landwirtschaft zu verringern und damit die Umweltziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu erreichen. Außerdem soll weiteren Verfahren der EU-Kommission wegen Nichtumsetzung der EG-Nitratrichtlinie wirksam entgegengewirkt werden.

 

 

Insektenschutz: Landwirte wollen Kooperation statt Verbote

Insektenschutz ja – aber nicht so: Das ist die Meinung der Kreislandvolkverbände Wesermarsch und Friesland zum Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung. „Unsere Landwirte haben sich in den vergangenen Jahren in vielen freiwilligen Maßnahmen wie beim Anlegen von Blühstreifen oder in Kooperationsprojekten mit Naturschützern engagiert, etwa in Zusammenarbeit mit dem Grünlandzentrum in Ovelgönne. Das ignoriert die Bundesregierung völlig und setzt jetzt allein auf Gesetze, die massive finanzielle Auswirkungen auf unsere Betriebe haben würden“, sagt Landvolk-Vorsitzender Dr. Karsten Padeken. Die Kritikpunkte an dem Aktionsprogramm haben die beiden Verbände jetzt in einem gemeinsamen Positionspapier zusammengefasst und an die örtlichen Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie die zuständigen Ministerien in Berlin und Hannover geschickt.

Die Wesermarsch und Friesland wären vor allem von zwei Vorhaben im Aktionsprogramm erheblich betroffen: Zum einen von dem geplanten Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Naturschutzgebieten wie Vogelschutzgebieten und FFH-Gebieten, was den Anbau von Mais, Raps, Getreide oder Kartoffeln unmöglich machen würde. „Auf unseren schweren Marschböden funktioniert die mechanische Unkrautbekämpfung einfach nicht; für die Betriebe gibt es daher keine Alternative zum Herbizideinsatz“, macht Karsten Padeken deutlich.

Das Aktionsprogramm sieht außerdem die Einhaltung eines Mindestabstands zu Gewässern vor, wenn Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden sollen. „Solche Bewirtschaftungsverbote sind ein massiver Eingriff in die Nutzungsfähigkeit von Grundstücken, ohne dass es den Insekten nutzen würde“, sagt Karsten Padeken. „Denn je nach eingesetztem Mittel gibt es ja bereits jetzt schon Vorgaben wie die Einhaltung eines Abstands zu Gewässern oder die Verwendung abdriftmindernden Düsen.“

Was die Landwirte besonders verärgert ist die Willkür der geplanten Maßnahmen: Insektenschutz sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, da auch die ungebremste Versiegelung von Flächen, der zunehmende Verkehr, die Gestaltung von öffentlichen und privaten Flächen wie Parks und Gärten und der Klimawandel Insekten gefährde. Ordnungsrechtliche Vorschriften würden aber hauptsächlich für die Landwirte gemacht, während Bürger, Kommunen und die übrige Wirtschaft nur mit Wettbewerben, Appellen und Empfehlungen eingebunden werden sollten. Und auch innerhalb der Landwirtschaft träfe es die Küstenlandkreise besonders hart, da sich hier neben den Vogelschutzgebieten auch besonders viele wasserführende Gräben befänden.

Der Landvolk-Vorsitzende befürchtet, dass Betriebe in Existenznöte geraten könnten, wenn sie den Ackerbau aufgeben oder auf Mais als Viehfutter verzichten müssten, der gerade in trockenen Jahren zuverlässige Erträge liefere. „In den vergangenen zehn Jahren ist bereits ein Drittel unserer landwirtschaftlichen Betriebe verschwunden. Die jetzt geplanten unverhältnismäßigen Vorgaben werden diesen Strukturwandel beschleunigen, und am Ende haben wir eine Landwirtschaft, die doch eigentlich niemand haben will: Die Familienbetriebe verschwinden, stattdessen wird es immer größere Einheiten geben“, sagt Karsten Padeken.

Die Demonstrationen Mitte Oktober hätten gezeigt, dass gerade die jungen Landwirte diese Entwicklung nicht einfach hinnehmen wollten. Und die nächste Aktion ist bereits geplant: Am Donnerstag, 14. November 2019, soll es anlässlich der Umweltministerkonferenz eine große Kundgebung in Hamburg geben, zu der auch wieder Treckerkorsos geplant sind. Auch die Kreislandvolkvereine Wesermarsch und Friesland rufen zur Teilnahme auf und haben für ihre Mitglieder Busse organisiert.

Zum Hintergrund
Diese Vorhaben aus dem „Aktionsprogramm Insektenschutz“ träfen die Küstenlandkreise besonders hart:

  • Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Naturschutzgebieten wie Vogelschutzgebieten und FFH-Gebieten. In den Landkreisen Friesland und Wesermarsch umfassen diese Gebiete eine Fläche von fast 13.000 Hektar, das entspricht 12,5 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Hier wäre künftig kein Ackerbau – also der Anbau von Mais, Getreide oder Kartoffeln – mehr möglich, der im Moment auf etwa 30 Prozent dieser Flächen betrieben wird.
  • Einhaltung eines Mindestabstands zu Gewässern von zehn Metern, wenn Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden sollen. Ist dieser Streifen dauerhaft bewachsen, wie etwa bei Grünland, soll sich der verpflichtende Streifen auf fünf Meter reduzieren. In Friesland und in der Wesermarsch gebe es 30.000 Kilometer Gewässer der 2. und 3. Ordnung. Bei einem Randstreifen von fünf Metern wären 15.000 Hektar betroffen, bei zehn Metern sogar 30.000 Hektar.

Positionspapier Insektenschutzprogramm als pdf-Datei zum Download (174 kB)

 

 

„Rote Gebiete“ in Moorriem: Landvolk geht von Versehen aus

Die Wesermarsch hat kein Problem mit Nitrat im Grundwasser, die Werte an den Vorfeld-Messstellen liegen bei 0,2 bis 0,6 mg und damit weit unter dem Grenzwert von 50 mg pro Liter Wasser. Deshalb ist der Kreislandvolkverband Wesermarsch überrascht, dass von der jetzt erfolgten Ausweisung der “roten Gebiete” auch ein Gebiet in Moorriem betroffen ist. „Wir können überhaupt keinen Zusammenhang zwischen der belasteten Vorfeld-Messstelle in Bornhorst am Stadtrand von Oldenburg und dem ausgewiesenen Gebiet erkennen, das sich fast ausschließlich auf Moorriem erstreckt“, sagt der Kreislandvolk-Vorsitzende Dr. Karsten Padeken. „Wasser fließt in der Regel von der Geest hinunter in die Marsch. Der umgekehrte Weg ist sehr unwahrscheinlich.“

Der Kreislandvolkverband geht davon aus, dass es sich um einen fachlichen Fehler handelt, der im weiteren Verfahren geklärt werden kann. Man werde innerhalb der kommenden drei Wochen eine entsprechende Stellungnahme verfassen, um im Rahmen der Verbandsbeteiligung noch Einfluss auf die Verordnung zu nehmen. Mitte November soll die Endfassung dann vom niedersächsischen Kabinett verabschiedet werden.

„In der Wesermarsch besteht die landwirtschaftliche Fläche zu mehr als 90 Prozent aus Grünland, außerdem haben wir viel Moorboden. Beides lässt Stickstoff nicht in die tieferen Bodenschichten durch“, erläutert Dr. Karsten Padeken. „Daher sind die Werte im gesamten Landkreis ja so niedrig.“ Auch dies spreche dafür, dass das Moorriemer Gebiet nicht für erhöhte Werte an der Messstelle am Oldenburger Stadtrand verantwortlich sein könne. Da die Moorriemer Landwirte somit auch keinen Beitrag leisten könnten, um die Werte zu verbessern, müsse das ausgewiesene Gebiet aus der Kulisse wieder hinausgenommen werden.

Zum Hintergrund:
Am Dienstag, 10. September 2019, hatte das Niedersächsische Kabinett den Entwurf der „Verordnung über düngerechtliche Anforderungen zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat oder Phosphat“ (NDüngGewNPVO) vorgelegt. In den ausgewiesenen „roten Gebieten“ sollen künftig strengere Düngeregeln gelten. Ziel ist, die Nährstoffeinträge in belasteten Wasserkörpern durch die Landwirtschaft zu verringern und damit die Umweltziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu erreichen. Außerdem soll weiteren Verfahren der EU-Kommission wegen Nichtumsetzung der EG-Nitratrichtlinie wirksam entgegengewirkt werden.

Hier geht es zu einer Karte der “roten Gebiete” (darin im linken Reiter “Düngeverordnung” und “NDüngGewNPVO” auswählen).

 

 

Import-Soja: Nur 2,7 Prozent gehen nach Deutschland

Anlässlich der Greenpeace-Aktion Anfang August im Braker Hafen weist der Kreislandvolkverband Wesermarsch darauf hin, dass die deutschen Landwirte fast 90 Prozent ihrer Futtermittel aus heimischem Anbau beziehen – vor allem Gras, Heu und Getreide. Da dies den Eiweißbedarf der Tiere nicht vollständig decken kann, wird zusätzlich Soja importiert. Allerdings gehen nach Angaben der UN-Welternährungsorganisation nur 2,7 Prozent der weltweiten Soja-Importe nach Deutschland; mit einem Anteil von fast 70 Prozent ist China der größte Soja-Importeur.

„Die Milchviehbetriebe in der Region nutzen ganz überwiegend die eigenen Flächen für die Futterproduktion“, erläutert Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Wesermarsch. Die Hauptbestandteile des Rinderfutters seien Gras- und Maissilage, deren Transport sich wirtschaftlich nicht lohne. „Daher ist Rinderhaltung immer eine flächengebundene Landwirtschaft – die Betriebe halten nur so viele Tiere, wie sie durch die eigenen Flächen auch ernähren können“, erläutert er.

Gras und Heu seien gute Eiweißlieferanten, jedoch nicht in ausreichendem Maße. Daher seien Ölschrote wie Soja- oder Rapsschrot ein mengenmäßig kleiner, aber wichtiger Bestandteil des Tierfutters. Um dabei die Abhängigkeit von Importen zu verringern und den heimischen Eiweißpflanzenanbau zu fördern, hat die Bundesregierung bereits 2012 eine Eiweißpflanzenstrategie entwickelt.
„Viele Betriebe haben sich außerdem für die Produktion von gentechnikfreier Milch entschieden und setzen schon aus diesem Grund kaum Soja ein“, sagt Karsten Padeken. Die Verbraucherinnen und Verbraucher hätten somit bei ihrem Einkauf die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie viel Soja bei der Produktion der Milch zum Einsatz kommt.

 

 

Landvolk rückt Wirtschaftsgrünland in den politischen Fokus

Diskutierten über Wirschaftsgrünland: (v.l.) Landwirt Dirk Hanken, Manfred Tannen (Präsident Landwirtschaftlicher Hauptverein für Ostfriesland), Meike Backes (Landwirtschaftskammer), Dr. Karsten Padeken (Vorsitzender Kreislandvolkverband Wesermarsch), Hartmut Seetzen (Vorsitzender Kreislandvolkverband Friesland), Bernhard Krüsken (Generalsekretär Deutscher Bauernverband), Dr. Hermann Onko Aeikens (Staatssekretär Bundeslandwirtschaftsministerium), Dr. Holger Hennies (Vizepräsident Landvolk Niedersachsen) und Hartmut Schlepps (Geschäftsführer Landvolk Niedersachsen).

Grünlandflächen sind ökologisch wertvoll: Sie bieten einer Vielfalt an Pflanzen und Tieren Lebensraum, sie speichern Kohlenstoff und durch die geschlossene Pflanzendecke verhindern sie Erosion. Entlang der Nordseeküste ist Grünland aber auch die wirtschaftliche Grundlage der landwirtschaftlichen Betriebe: Sie erzeugen aus Gras Milch und Fleisch und damit eine hohe Wertschöpfung für die Region. Wie kann diese Wertschöpfung dauerhaft erhalten bleiben, ohne den Naturschutz aus dem Blick zu verlieren?

Antworten auf diese Fragen gab es nicht, als jetzt Dr. Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, und Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, sowie zahlreiche weitere Besucher aus Berlin und Hannover auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Dirk Hanken in Elsfleth-Birkenheide zu Gast waren. Die Gäste bekamen aber einen sehr konkreten Eindruck, wie sich politische Vorgaben zu Natur- und Klimaschutz vor Ort auswirken.

Beispiel Düngeverordnung: Die Landwirte machten deutlich, dass gerade die Abzüge bei der Düngung von Moorböden auf großes Unverständnis träfe. „Mit 145 Kilogramm N pro Hektar kommen wir auf den Moorstandorten nicht aus. Und die Probleme mit den Gänsen kommen ja noch dazu“, sagte Manfred Tannen, Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland. „Wenn mir die Gänse den kompletten ersten Schnitt wegfressen, bekomme ich das in die Düngebilanz ja nicht hinein.“ Zudem sei der Sinn der festgelegten Grenzwerte den Mitgliedern nur schwer vermittelbar, wenn es keinen Nachweis gebe, dass sie damit zur Lösung des Nitratproblems im Grundwasser beitrügen.

Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Wesermarsch, plädierte daher für eine stärkere Binnendifferenzierung innerhalb der Düngeverordnung. Statt einen Wert vorzugeben, der für ganz Deutschland gilt, sollten stärker die regionalen Besonderheiten berücksichtigt werden. „Wir Landwirte in den Küstenlandkreisen haben unsere Betriebe auf Wirtschaftsgrünland – wir erzielen mit der Milch- und Fleischproduktion eine hohe Wertschöpfung, die bei etwa 4300 Euro pro Hektar liegt und der ganzen Region zu Gute kommt“, macht er deutlich. „In anderen Regionen in Deutschland wird Grünland häufig extensiv bewirtschaftet und hat daher völlig andere Bedürfnisse. Es ist wichtig, dass die Politik diese Unterschiede berücksichtigt.“

Passiere dies nicht, bestehe die Gefahr, dass sich landwirtschaftliche Betriebe nach und nach aus der Produktion verabschiedeten, sagt Frieslands Kreislandvolk-Vorsitzender Hartmut Seetzen: „Dann verlieren wir nicht nur die regionale Wertschöpfung und unsere vielfältige Kulturlandschaft, sondern auch das regionale Produkt Milch, das vor Ort hergestellt und auf kurzen Wegen verarbeitet wird.“

 

 

Starke Milchwirtschaft hält ländlichen Raum lebendig

Sie setzen sich für eine starke Milchwirtschaft ein: (v.l.) Ellen Kromminga-Jabben (Vorsitzende KreisLandFrauenverband Friesland/Wilhelmshaven), Manfred Ostendorf (Geschäftsführer Kreislandvolkverbände Friesland und Wesermarsch), Florian Warnken (Vorsitzender Arbeitskreis junger Landwirte im Landkreis Friesland), Hartmut Seetzen (Vorsitzender Kreislandvolkverband Friesland), Dr. Karsten Padeken (Vorsitzender Kreislandvolkverband Wesermarsch), Ute Cornelius (Vorsitzende KreisLandFrauenverband Wesermarsch).

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist in den vergangenen zehn Jahren nicht spurlos an der Wesermarsch und an Friesland vorbeigegangen. Die Betriebe sind weniger geworden, und sie sind gewachsen. „Aber Milchviehbetriebe sind nach wie vor Familienbetriebe, und mit der Herstellung von Milch können die Betriebe immer noch profitabel wirtschaften“, sagt Hartmut Seetzen, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Friesland. „Davon profitieren auch viele Betriebe im vor- und nachgelagerten Bereich – Molkereien, Lohnunternehmen, der Landhandel oder auch Handwerksbetriebe. Eine starke Milchwirtschaft hält den ländlichen Raum lebendig.“

In den Jahren 2008 und 2009 hatten viele Landwirte in den Landkreisen Wesermarsch und Friesland Sorge, dass dies irgendwann nicht mehr so sein würde. Der Milchpreis war im Keller, und bei etlichen Betrieben wurde es wirtschaftlich eng. In dieser Situation rückten die beiden Kreislandvolkverbände, die KreisLandFrauenverbände, die Arbeitskreise junger Landwirte und der Arbeitskreis aktive Bäuerinnen im Landkreis Wesermarsch zusammen und gründeten das „Aktionsbündnis Milch“. „Unser Ziel war, die Bedeutung der Milchwirtschaft für den ländlichen Raum in den öffentlichen Fokus zu rücken und gleichzeitig den Zusammenhalt der Milchbauern untereinander zu stärken“, berichten Ute Cornelius, Vorsitzende des KreisLandFrauenVerbands Wesermarsch , und Ellen Kromminga-Jabben, Vorsitzende des KreisLandFrauenVerbands Friesland/Wilhelmshaven. Jeweils zum Tag der Milch am 1. Juni wurden zahlreiche Aktionen auf die Beine gestellt – von Kundgebungen über Feiern und Partys, einer Fahrradtour, mehreren Fotoaktionen bis hin zu einem „Milch-Filmfest“ mit Präsentation eines YouTube-Clips. In diesem Jahr ist am 1. Juni eine „Nacht der Milch“ in Großenmeer geplant.

Hier geht es zur Fotogalerie mit Bildern von der “Nacht der Milch”

Die Zahl der Milchviehbetriebe in den beiden Landkreisen ist von etwa 1.100 im Jahr 2009 auf rund 720 Betriebe gesunken, aber die Zahl der Milchkühe sowie die Menge der erzeugten Milch ist nahezu konstant geblieben. „Die Milchwirtschaft auf dem Grünland ist von ihrer Struktur her eine flächengebundene Landwirtschaft“, sagt Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Wesermarsch. „Die Betriebe produzieren das Grundfutter für ihre Tiere auf den eigenen Flächen, daher stehen Fläche und Tierzahl in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander, und es gibt keine Nährstoffüberschüsse.“ Der regionale Kreislauf funktioniert auch bei der Weiterverarbeitung der Milch: Der allergrößte Teil wird an Molkereien im Umkreis von maximal 100 Kilometern geliefert.

„Die Milchproduktion ist die wirtschaftlichste Verwertungsmöglichkeit von Gras- und Grünland“, betont Karsten Padeken. „Die Milchwirtschaft erhält unsere einzigartige Kulturlandschaft an der Küste mit den grünen Weiden, den Wassergräben und den Deichen – aber nur, wenn damit auch Geld verdient werden kann.“ Die Landwirte und ihre Familien engagierten sich darüber hinaus auch zahlreich in Vereinen, Kirchengemeinden, in den politischen Gremien oder in der Feuerwehr und trügen somit zu einem lebendigen Dorfleben bei.

Damit es auch in den kommenden Jahrzehnten noch bäuerliche Milchviehbetriebe in der Wesermarsch und in Friesland gibt, wünschen sich die Landwirte vor allem verlässliche Rahmenbedingungen und damit finanzielle Planungssicherheit, damit sie in die Weiterentwicklung der Betriebe investieren können. Auch die gesellschaftliche Wertschätzung für ihre Arbeit ist ihnen wichtig – das Bewusstsein dafür, dass sie sieben Tage die Woche, an 365 Tagen im Jahr verlässlich für ihre Tiere da sind und so gesunde und hochwertige Lebensmittel für die Verbraucherinnen und Verbraucher herstellen. Und nicht zuletzt benötigen sie einen auskömmlichen Preis für ein gutes Produkt. „Die großen Handelsriesen dürfen ihren Preiskampf nicht auf dem Rücken der Landwirte austragen“, sind sich die Akteure einig.

 

 

Küsten müssen wolfsfreie Zonen bleiben

Gott schuf das Meer, der Friese die Küsten – heutzutage müsste noch ergänzt werden: und den Küstenschutz. Über 600 Kilometer Deich schützen die Niedersachsen vor Wassermassen, weit über 1000 Kilometer werden es, wenn man z.B. die Flussdeiche usw. mitzählt. Die Deichpflege ist daher ein elementarer Bereich des Küstenschutzes. Trotz modernster Technik geht dies aber nicht ohne Schafe. Nur durch ihren sogenannten „Goldenen Tritt“ wird zum einen die Grasnarbe gepflegt also auch der Boden festgetreten. Keine Maschine schafft das im gleichen Maße, berichten die Landvolkverbände Ostfriesland, Friesland und Wesermarsch zum Start der Weidesaison. „Für uns sind die Schafe also nicht nur hübsch auf den Deichen anzuschauen, sondern lebenswichtig.“ betont Hartmut Seetzen, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Friesland.

Der Beruf des Deichschäfers ist kein Beruf, sondern eine Berufung. So werden in der Ablammzeit die Tiere nicht aus den Augen gelassen, damit alle die Geburt gut überstehen und jetzt im Frühjahr über die Deiche toben können. Die Deichschäfer hoffen, dass das auch weiter möglich ist. Die Rückkehr des Wolfes treibt ihnen jedoch tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Sie wissen nicht, wie sie ihre Tiere davor schützen sollen. „Der Wolf ist streng geschützt, aber wer schützt unsere Deichschafe, die – im Gegensatz zum Wolf – einen so enorm wichtigen Dienst für die Küstenbewohner leisten?“ fragt sich Manfred Tannen, Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins Ostfriesland.

Die Deiche dürfen beispielsweise seeseitig nicht gezäunt werden, und das Meer ist gegen den gut schwimmenden Wolf kein Hindernis. „Und wenn der Herdenschutzhund zum Einsatz kommt, ist der Deich für die Touristen absolut tabu, denn der Hund unterscheidet nicht zwischen Mensch und Wolf.“ verdeutlicht Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Wesermarsch, und ergänzt: „Davon mal abgesehen, etwaige Schadenszahlungen sind überhaupt kein Trost, die Schäfer wollen nicht zum Wolfsfutterzüchter werden.“

Konkret wünschen sich die Weidehalter

  • die Ausweisung von wolfsfreien Zonen überall dort, wo Weidetierhaltung üblich ist.
  • die sofortige Einführung eines echten Wolfsmanagements inklusive Bestandsregulierung in Niedersachsen und auf Bundesebene.
  • eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes hin zu einer 1:1-Umsetzung von EU-Recht, um Managementmaßnahmen, die Artikel 16 der FFH-Richtlinie eröffnet, rechtssicher anwenden zu können.
  • Der Wolfsbestand und die Größe der Rudel müssen präventiv reguliert werden können – schon bevor ein Riss passiert ist.
  • die Unterstellung des Wolfs unter das deutsche Jagdrecht.

 

 

Stadt Brake wird Partner von “Echt grün – Eure Landwirte”

Bürgermeister Michael Kurz (r.) und Landvolk-Vorsitzender Dr. Karsten Padeken gaben den Startschuss zur Kommunenkooperation der Stadt Brake mit der Initiative “Echt grün – Eure Landwirte”.

Die Stadt Brake wird offizieller Partner der Initiative „Echt grün – Eure Landwirte“. Mit kommunaler Unterstützung möchte die Initiative mehr Fahrt aufnehmen, um die Imagearbeit für die Landwirtschaft und die ländlichen Regionen zu bündeln. Gemeinsam haben Bürgermeister Michael Kurz und Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Wesermarsch, die Kooperation jetzt vorgestellt.

Die Initiative „Echt grün – Eure Landwirte“ hat sich zum Ziel gesetzt, ein besseres gesellschaftliches Verständnis einer modernen und tierfreundlichen Landwirtschaft zu schaffen. Die Kampagne diene als gemeinsame Diskussionsgrundlage, um Missverständnisse oder Irrtümer zwischen Landwirten und Verbrauchern aus dem Weg zu räumen. Bürgermeister Michael Kurz sieht die Initiative als „gelungenes Projekt zur Stärkung des ländlichen Raumes“. Landwirtschaft und der dazugehörige vor- und nachgelagerte Bereich seien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Brake. Zwischen Stadt und Landwirtschaft bestehe seit vielen Jahren ein gutes Verhältnis, das sich durch einen regelmäßigen Austausch auszeichne.

„Mit der Kooperation bietet sich uns nun die Möglichkeit, diese gute Zusammenarbeit auch sichtbar zu signalisieren“, sagt Michael Kurz. „Dabei hat die Kommunenkooperation in erster Linie einen ideellen Charakter, es handelt sich um ein Bekenntnis zum ländlichen Raum, mit dem wir signalisieren wollen, dass wir ein verlässlicher Ansprechpartner für die Landwirtschaft in Brake sind.“

Landvolk-Vorsitzender Dr. Karsten Padeken freut sich über die Unterstützung der Stadt: „Die Kooperation dient als Grundlage für weitere gemeinsame Projekte. In einem ersten Schritt haben wir Aufsteller mit Plakaten auf städtischen Flächen direkt vor dem Rathaus und an der B 212 aufgestellt, um die Zusammenarbeit zu demonstrieren.“ Schon seit 2016 engagiert sich das Landvolk Wesermarsch in der Kampagne „Echt grün – Eure Landwirte“, an der sich aktuell elf niedersächsische Landvolk-Kreisverbände beteiligen. In der Wesermarsch bestehen weitere Kommunenkooperationen mit der Stadt Elsfleth und der Gemeinde Butjadingen.

 

 

Die Mehrheit bezieht Wissen über Natur aus den Medien

Dr. Karsten Padeken (l.), Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Wesermarsch, und Manfred Ostendorf (r.), Geschäftsführer des Kreislandvolkverbands Wesermarsch, begrüßten den Autor Dr. Andreas Möller in Rodenkirchen.

Warum ist das Verhältnis von Landwirtschaft und Öffentlichkeit so spannungsreich? Warum gibt es zwischen Stadt und Land oft mehr Missverständnisse als Verständigung? Dr. Andreas Möller, Autor des Buchs „Zwischen Bullerbü und Tierfabrik“, empfiehlt einen Blick auf die demographische Entwicklung: Vor 100 Jahren haben noch 50 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft gearbeitet, nach 1945 waren es immerhin noch 25 Prozent, heute gerade einmal 1,4 Prozent. „Die Mehrheit der Menschen hat heute keinerlei Bezug mehr zum landwirtschaftlichen Alltag“, konstatierte der Kommunikationsexperte bei einem Vortrag, den er jetzt bei der Jahreshauptversammlung des Kreislandvolkverbands Wesermarsch in Rodenkirchen hielt. „Ihr Wissen über die Natur speist sich aus medialisierten Bildern, nicht aus eigener Erfahrung.“

So hätten viele Menschen heute beim Stichwort Landwirtschaft eine „Bullerbü-Idylle“ vor Augen, die es aber nicht gebe und so auch nie gegeben habe. Denn die Natur habe auch Schattenseiten wie Schädlinge oder Pilzerkrankungen, die früher ganze Ernten vernichten konnten. Noch in den fünfziger Jahren seien Jugendliche zwangsverpflichtet worden zum Kartoffelkäfer-Sammeln. Wer dies nicht mehr aus eigenem Erleben kenne, dem sei der Nutzen von Pflanzenschutzmitteln nur schwer zu vermitteln. Denn anders als Landwirte, die mit und in der Natur arbeiten und sie nutzen, erlebe die Mehrheit der Menschen heute Natur als Ausgleich zu ihrem hektischen Alltag – und Pflanzenschutzmittel folgerichtig als Gift, das diese scheinbare Idylle zerstört.

Gleichzeitig habe sich die Medienlandschaft verändert. Nachrichten und Meinungen werden über das Internet und die sozialen Medien heute ungefiltert und in Echtzeit verbreitet, während vor zwanzig Jahren Leserbriefe noch per Post an Zeitungen geschickt werden mussten. „Der Ton zwischen Landwirten und Öffentlichkeit ist rauer geworden“, so Andreas Möller. Dies gelte aber auch für andere Branchen wie die Energiewirtschaft (Stichwort Kohleausstieg), die Automobilindustrie (Stichwort Diesel) oder auch den Journalismus selbst (Stichwort Lügenpresse).

Was können Landwirte diesen Entwicklungen entgegensetzen? „Wir brauchen positive Geschichten und Gesichter, die diese Geschichten glaubwürdig erzählen können“, empfahl der Kommunikationsexperte. Landwirte müssten durch Erfahrungen und Begegnungen die emotionale Ebene ansprechen. „Zu einer offensiven Kommunikation gibt es keine Alternative. In der heutigen Medienwelt müssen wir permanent darüber reden, was wir Gutes tun.“

 

 

Am Zukunftstag mal Landwirt sein

Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb können Schülerinnen und Schüler am Zukunftstag viele Arbeiten selbst ausprobieren und mithelfen. Bild: Landvolk Ammerland

Kühe melken, Kälber füttern und Trecker fahren – das können Schülerinnen und Schüler aus der Wesermarsch am Zukunftstag ausprobieren, der in diesem Jahr am Donnerstag, 28. März 2019, stattfinden wird. Dabei haben sie die Wahl: Entweder können Sie den Tag auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe ihres Wohnorts verbringen, oder sie kommen nach Brake auf den Familienbetrieb von Detmer Haye. Dort werden der Kreislandvolkverband Wesermarsch und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Oldenburg-Nord, gemeinsam mit Schülern der Berufsbildenden Schule III Oldenburg ein zentrales Angebot für Schülerinnen und Schüler der 5. bis 10. Klassen auf die Beine stellen und ihnen einen Einblick in den vielseitigen Beruf des Landwirtes ermöglichen.

Die Fachschüler der BBS Oldenburg werden verschiedene Stationen gestalten, an denen die Jungen und Mädchen nicht nur praktisch tätig werden dürfen, sondern auch entsprechende Hintergrundinformationen bekommen. Geplant sind das Füttern und Melken der Kühe, die Zusammenstellung einer Futterration sowie die Kälberfütterung. Außerdem wird Getreide bestimmt und über Ackerbau informiert. An Technik interessierte Schülerinnen und Schüler haben Gelegenheit, viele verschiedene Maschinen kennen zu lernen und auf dem Trecker je nach Wetterlage das Grubbern, Pflügen, Düngerstreuen oder die Grünlandpflege mit zu machen. Zudem wird ausführlich über den Ausbildungsberuf des Landwirtes und die beruflichen Perspektiven informiert.

“Gerade landwirtschaftliche Betriebe eignen sich hervorragend, um Schülerinnen und Schüler in die Arbeit mit einzubeziehen und Ihnen hautnah zu vermitteln, dass Arbeit auch Spaß macht. Die Jugendlichen können viele Tätigkeiten eigenständig verrichten und die Landwirtschaft mit allen Sinnen erleben”, wirbt Andrea Vogt, Landvolk-Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, für die Teilnahme.

Die Landwirte und alle weiteren Beteiligten freuen sich darauf, die interessierten jungen Menschen für die Landwirtschaft zu begeistern und ihnen zu zeigen, dass dieser Beruf sehr vielseitig ist und ein selbständiges Arbeiten mit hohem Maß an Verantwortung für Mensch und Tier ermöglicht. Wenn man Interesse an der Natur, am Umgang mit Tieren und moderner Technik hat, lohnt es sich, über eine Ausbildung in diesem Beruf nachzudenken, auch wenn man nicht aus der Landwirtschaft kommt. Jedes Jahr steigen die Ausbildungszahlen. Bereits ein Drittel der Auszubildenden sind weiblich. Aufgrund der inzwischen ausgeprägten Technisierung ist der Beruf der Landwirtin auch für Frauen zunehmend attraktiv, denn er hat vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten in der gesamten Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Ansprechpartner für interessierte Schüler, Eltern und Lehrer:

Schüler, die den Zukunftstag in einem landwirtschaftlichen Betrieb verbringen möchten, sollten sich bis zum 10. März anmelden.

 

Neujahrsempfang in Varel: Umweltminister spricht sich für Gänsejagd aus

Die Vorsitzenden Dr. Karsten Padeken (3.v.re.) und Hartmut Seetzen (re.) konnten viele Ehrengäste beim Neujahrsempfang begrüßen (v.l.): Frieslands Landrat Sven Ambrosy, die SPD-Bundestagsabgeordneten Susanne Mittag und Siemtje Möller, Umweltminister Olaf Lies, die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Logemann und Wesermarsch-Landrat Thomas Brückmann. Bild: Nordwest-Zeitung, Olaf Ulbrich

Landwirtschaft und Umwelt – unter diesem Vorzeichen stand der gemeinsame Neujahrsempfang der Kreislandvolkverbände Wesermarsch und Friesland im Vareler Tivoli. Gut 300 Gäste aus Landwirtschaft, Politik und Wirtschaft waren gekommen, um in lockerer Runde Gespräche zu führen und die Vorträge der Gastredner Karin Logemann, agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, und Umweltminister Olaf Lies zu hören.

Zum Auftakt sprachen die Landvolk-Vorsitzenden Hartmut Seetzen und Dr. Karsten Padeken aktuelle Themen an, die den Landwirten unter den Nägeln brennen. Hartmut Seetzen erinnerte an die zahlreichen Wolfsrisse, die es vor allem in der Wesermarsch gegeben hat. „Weidetierhaltung und Wolfsausbreitung sind nicht vereinbar“, machte er deutlich. „Die Sicherheit von wolfsabweisenden Zäunen steht mittlerweile in Frage, und von der Pflege sind sie so aufwändig, dass kein Landwirt diese Arbeit leisten kann.“ Auch im Umgang mit der immer größer werdenden Zahl an Rastgänsen müsse es einen Prioritätenwechsel geben. Die entstandenen Schäden müssten fair und unabhängig von Gebietskulissen ausgeglichen werden.

Dr. Karsten Padeken sprach das Thema Düngeverordnung an, die erst 2017 überarbeitet wurde und nun nochmals verschärft werden solle, ohne überhaupt die Wirkung der Neufassung erst einmal abzuwarten. „Auf dem Grünland haben wir keine Probleme mit den Nitratwerten“, machte er deutlich. „Es ist Landwirten schwer vermittelbar, dass sie Maßnahmen umsetzen sollen, obwohl sie nicht die Verursacher sind und zur Verbesserung der Lage nichts beitragen können.“ Weitere Themen waren die Ausweisung einer Entwicklungszone für das Biosphärenreservat Wattenmeer und die Debatte um Feinstaub-Emissionen aus der Landwirtschaft.

Umweltminister Olaf Lies nahm die Sorgen der Landwirte auf und gab beim Thema Rastgänse ein klares Bekenntnis dazu ab, dass entstandene Schäden überall ausgeglichen werden müssten und nicht nur in der bislang ausgewiesenen Gebietskulisse. Zudem werde man wohl vor allem bei der Nonnengans nicht um eine Regulierung der Population herumkommen, die außerhalb der Vogelschutzgebiete auch möglich sei.

Beim Thema Wolf müsse der Anspruch sein, dass Weidetierhaltung – die ja ohnehin schon eine Herausforderung sei – dadurch nicht gefährdet werde. „Dann, wenn es ein Problem gibt, handelt der Staat“, sagte Lies. Dabei gehe es nicht um die Art Wolf an sich, sondern um einzelne Tiere wie den auffälligen Wolf GW717m aus dem Landkreis Nienburg, der nun um Abschuss freigegeben sei.
Als Umweltminister wolle er vor allem an gemeinsamen Projekten von Umwelt und Landwirtschaft arbeiten: „Landwirte sorgen nicht nur für unsere Nahrungsmittel, sondern sie sind Partner für die Umwelt“, sagte er. Er wolle sich für einen Perspektivwechsel einsetzen: „Im Moment gleichen wir vor allem die Nachteile aus, die Landwirte haben, wenn sie Umweltmaßnahmen umsetzen. Stattdessen sollten wir es honorieren, wenn Landwirtschaft eine gesellschaftliche Leistung erbringt für mehr Umweltschutz und Biodiversität. Dann gewinnen wir dafür auch Mitstreiter.“

Die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Logemann berichtete aus ihrer Arbeit als agrarpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, dass derzeit ein neuer Arbeitskreis „Töten und Schlachtung“ im Rahmen des Tierschutzplans 4.0 eingerichtet werde und sich der Situation in den niedersächsischen Schlachthöfen annehme. Sie stehe einer Kameraüberwachung positiv gegenüber, aber es müsse ein ganzes Bündel von Maßnahmen geben, um hier zu Verbesserungen zu kommen. Bei der Wiedereinführung der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete sei ihr Engagement auf niedersächsischer Ebene leider nicht erfolgreich gewesen. Jetzt richteten sich alle Blicke auf die EU; sie werde sich weiter dafür einsetzen, dass auf dieser Ebene ein entsprechendes Programm aufgelegt werde.

Frieslands Landrat Sven Ambrosy bedankte sich für die gute Zusammenarbeit zwischen Kreisverwaltung und Landwirtschaft im Landkreis Friesland, etwa beim Thema FFH-Schutzgebietsausweisungen oder Landschaftsrahmenplan. Dazu gehöre, dass die Verwaltung bei allen Vorhaben die Betroffenen von Anfang an einbeziehe und Zusagen verlässlich einhalte. In seiner Funktion als Vorsteher des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands hob er die Schaffung von fünf Verbandsbezirken hervor. Die Landschaftsräume im Oldenburger Land seien sehr unterschiedlich; auf diese Weise könnten Probleme besser anhand der spezifischen örtlichen Gegebenheiten angegangen und gelöst werden.

Weitere Bilder vom Neujahrsempfang gibt es hier.

 

Landwirte informieren in der Oldenburger Fußgängerzone

An einem ganz normalen Sonnabend sind so einige Wesermärschler in der Oldenburger Fußgängerzone unterwegs. Eine Gruppe Landwirte hatte am Sonnabend, 19. Januar 2019, aber ein ganz besonders Anliegen: Sie haben mit Berufskollegen aus Friesland und dem Landkreis Oldenburg einen Infostand am Leffers-Eck organisiert. Ihr Motto: „Dialog statt Protest“. Zum Start der Grünen Woche in Berlin wollten Sie als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und mit den Passanten über Fragen rund um die Landwirtschaft ins Gespräch kommen.

Der Infostand ist ganz bewusst nach Oldenburg gelegt worden: In den Städten gibt es kaum landwirtschaftliche Betriebe, die Menschen haben einfach kaum Berührungspunkte mit Landwirten. Laut einer Umfrage des Forsa-Institutes hat ein Viertel der deutschen Bevölkerung noch nie mit einem Landwirt gesprochen – in großen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern fällt diese Zahl noch deutlicher aus. 53 Prozent der befragten Menschen verneinten hier die Frage, ob sie einen Landwirt persönlich kennen. So entstehen leicht Vorurteile und einseitige Bilder in den Köpfen. Wenn sich das ändern soll, müssen die Landwirte eben in die Stadt kommen.

Mit dabei war auch Dirk Hanken, Landwirt aus Birkenheide und Vorstandsmitglied im Kreislandvolkverband Wesermarsch. „Ich war positiv überrascht, dass das Bild, was die Passanten von der Landwirtschaft hatten, gar nicht so schlecht war“, resümiert er seinen Einsatz. Aufgrund der ständigen Landwirtschaftskritik vieler Medien habe er damit gar nicht gerechnet. „Ich habe mit den Leuten zum Beispiel über Feinstaub oder die Dürre im letzten Sommer gesprochen. Die Menschen waren alle sehr interessiert und wollten wissen, ob wir noch genug Futter für unsere Tiere haben oder ob die Hilfen auch auf den Betrieben ankommen.“ Für Dirk Hanken hat sich die Aktion gelohnt: „Es hat einfach Spaß gemacht.“

Auch in weiteren Städten in Niedersachsen waren Landvolkverbände an diesem Wochenende aktiv und haben unter dem Motto „Dialog statt Protest“ für mehr Akzeptanz für die aktuellen Themen der Landwirtschaft geworben. „Unsere Bauernfamilien sind wichtige Stützen für die ländlichen Räume, für die Gesellschaft und sorgen mit ihren Produkten und Dienstleistungen für das Wohl der gesamten Bevölkerung“, sagte Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke. Daher lautet seine Forderung: „Redet mit uns statt über uns! Landwirte sind offen für den Dialog, stellen sich den Fragen der Verbraucherinnen und Verbraucher und wünschen sich, dass mehr Bürger nachfragen, was es mit der täglichen Arbeit auf den Höfen auf sich hat.“