Milch und Milchprodukte sind gesunde, nährstoffreiche Lebensmittel – die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt den Verzehr von 200 bis 250 Gramm Milch(-produkten) und zusätzlich zwei Scheiben Käse (50 bis 60 Gramm). In den letzten Jahren gibt es aber auch immer mehr Kritik am Verzehr von Milch und von tierischen Produkten generell – zu hoher CO2-Fußabdruck, zu hoher Verbrauch an Wasser und an landwirtschaftlicher Fläche… Was von dieser Kritik ist berechtigt?
Behauptung: Milch ist ein Klimakiller
Fakt ist: Bei der Herstellung von Milch entstehen die Treibhausgase CO2, Methan und Lachgas. Am meisten ins Gewicht fällt das Methan, das bei der Verdauung im Rindermagen entsteht und beim Rülpsen und Pupsen in die Umgebung entweicht. Bei Verarbeitung und Transport entsteht Kohlendioxid, und bei der Lagerung und Ausbringung der Rindergülle Lachgas.
Beim Methan handelt es sich allerdings um einen Kreislauf: Das Gas, was die Rinder ausstoßen, bleibt nur etwa zehn Jahre in der Atmosphäre und zerfällt dann zu CO2, was vom Gras und anderen Futterpflanzen beim Wachstum durch die Photosynthese wieder aufgenommen wird. Es handelt sich um ein biogenes Klimagas, im Unterschied zum fossilen CO2, was beispielsweise bei der Verbrennung von Öl oder Gas entsteht und dauerhaft in der Atmosphäre verbleibt.
Bleibt die Anzahl der Rinder stabil, bleibt auch der Ausstoß von Methan stabil oder kann sogar sinken – derzeit gibt es vielversprechende Versuche, die Rinderfütterung so zu verändern, dass weniger Methan bei der Verdauung entsteht.
(Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Klimaschutzbeauftragter Ansgar Lasar)
Behauptung: Die Produktion von Milch verbraucht enorm viel Fläche
Fakt ist: Rinder fressen große Mengen Raufutter – auf ihrem Speiseplan stehen hauptsächlich Gras, Grassilage oder Maissilage, durchschnittlich 40 Kilogramm pro Tag. Zum Anbau dieser Futtermittel wird entsprechend viel landwirtschaftliche Fläche benötigt. Allerdings handelt es sich meist um Flächen, die nicht für den Ackerbau und damit für den Anbau von Nahrungsmitteln für den Menschen geeignet sind. Etwa dreißig Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland besteht aus Wiesen und Weiden.
Grünlandflächen sind aber nicht nur Futtergrundlage für Rinder, sondern erfüllen darüber hinaus auch wichtige ökologische Funktionen: Sie sind wichtig für den Grundwasserschutz, da sie nur ein geringes Auswaschungsrisiko für Nitrat darstellen; Grünlandflächen sind ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten; und nicht zuletzt sorgt der hohe Humumsgehalt des Bodens unter Grünland dafür, dass hier sehr viel mehr CO2 gespeichert wird als im Boden unter Acker- oder Waldfächen (135 Tonnen/ha gegenüber 96 bzw. 119 Tonnen/ha). Daher ist der Erhalt von Dauergrünland auch Teil des Klimaschutzplans der Bundesregierung. Es ist also nicht so einfach möglich, Grünlandflächen ohne den „Umweg“ über die Kuh für die menschliche Ernährung zu nutzen.
Ein Teil des Rinderfutters besteht aus Kraftfutter, für das unter anderem das eiweißreiche Soja eingesetzt wird. Das kann auch aus Südamerika stammen. Allerdings beträgt der Anteil der globalen Soja-Exportmenge, der nach Deutschland geht, gerade einmal drei Prozent. Der Löwenanteil geht nach China (70 Prozent).
(Quellen: Grünlandzentrum Niedersachsen-Bremen e.V., Grünlandagenda des Deutschen Bauernverbands, UN-Welternährungsorganisation)
Behauptung: Für die Produktion von Milch wird sehr viel Wasser verbraucht
Fakt ist: Für die Produktion von Milch wird Wasser benötigt. Viele Umweltorganisationen beziffern den „Wasser-Fußabdruck“ von einem Liter Milch auf bis zu 1.000 Liter Wasser. Dabei muss man jedoch unterscheiden zwischen „grünem Wasser“, das als Regenwasser ohnehin fällt und z.B. über Verdunstung im natürlichen Kreislauf verbleibt, und „blauem/grauen Wasser“, das als aufbereitetes Trinkwasser von den Kühen verbraucht wird bzw. bei den Verarbeitungsprozessen anfällt.
Bei weit mehr als 90 Prozent des „virtuellen Wassers“, das in Milch steckt, handelt es sich um grünes Wasser, das für die Produktion des Futters – vor allem Gras und Maissilage – erforderlich ist. In einer regenreichen Region wie der unseren ist dafür das natürlich vorkommende Regenwasser ausreichend. Die Rohstoffe für einige Milchalternativen wie z.B. Mandelmilch werden dagegen in sehr trockenen Gegenden produziert, in denen Wasser für die Beregnung benötigt wird. Auf den ersten Blick kann die Bilanz dann günstig aussehen – die faktischen Auswirkungen auf die Umwelt sind es nicht.
(Quelle: httpss://de.wikipedia.org/wiki/Virtuelles_Wasser)