Sie setzen sich ein für Artenschutz und Insektenvielfalt (v.l.): Landwirt Renke Hullmann, Andre Brunemund (Kampagnenbüro “Echt grün – Eure Landwirte), Manfred Tannen (Vizepräsident Landvolk Niedersachsen), Landwirt Lars Kaper und Hartmut Seetzen (Vorsitzender Kreislandvolkverband Friesland).

Insektenschutz: Kleine Maßnahmen haben oft große Wirkung

Wie kann ich für Bienen und anderen Insekten Nahrung und Lebensraum schaffen? Diese Frage treibt immer mehr Landwirte in Niedersachsen um: Mehr als 700 von ihnen beteiligen sich in diesem Jahr an der Aktion „Bienenfreundlicher Landwirt“ der Kampagne „Echt grün – Eure Landwirte“. Das sind bereits jetzt 250 Teilnehmer mehr als im vergangenen Jahr, und bis zum Anmeldeschluss Mitte Juni wird die Zahl weiter steigen. Um die Auszeichnung „Bienenfreundlicher Landwirt“ zu erhalten, müssen die Teilnehmer bestimmte Maßnahmen umsetzen wie Blühstreifen anlegen, Wallhecken oder Streuobstwiesen pflegen oder durch Feldstein- und Sandhaufen Nistplätze bereitstellen. Die Liste der Maßnahmen ist gemeinsam mit dem Bieneninstitut in Celle erarbeitet worden.

Dass man auch im Grünland etwas für Insekten und den Erhalt der Artenvielfalt tun kann, zeigen die Vareler Landwirte Renke Hullmann und Lars Kaper. Sie lassen zum Beispiel Streifen entlang der Gräben ungemäht. Da hier auch nicht gedüngt wird und keine Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden, können sich heimische Blühpflanzen wie Wiesenkerbel oder Hahnenfuß ansiedeln. „Insekten brauchen aber nicht nur Nahrung, sondern auch Lebensräume“, betont Renke Hullmann. Daher sammelt er den Aushub, der bei der Grabenreinigung anfällt, seit etlichen Jahren an einem Ort, der sich mittlerweile zu einem stattlichen Hügel entwickelt hat und mit Totholz und Schilfresten eine ideale Kinderstube für zahlreiche Insektenarten ist.

„Und die Insekten sind wieder eine wichtige Nahrungsquelle für Wiesenbrüter wie die Kiebitze“, weist sein Berufskollege Lars Kaper auf den Nutzen hin, den die Vielfalt der Landschaftsstrukturen für die Wiesenbrüter aus dem nahen Vogelschutzgebiet hat. Auch Weideflächen fördern die Artenvielfalt: Das Gras wird von den Kühen unregelmäßig abgefressen, sodass sich kurzes mit längerem Gras abwechselt. Und die Kuhfladen sind nicht nur ideale Insektenhotels, sondern sorgen auch dafür, dass Nährstoffe unregelmäßig auf der Fläche verteilt werden und sich gedüngte mit ungedüngten Stellen abwechseln.

„Als Landwirte können wir aber nicht unser gesamtes Grünland extensiver bewirtschaften“, macht Hartmut Seetzen, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Friesland, deutlich. „Wir brauchen die intensiv bewirtschafteten Flächen, die jetzt im Mai bereits zum ersten Mal gemäht werden, um hochwertiges und eiweißreiches Futter für unsere Milchkühe zu erzeugen.“ Ansonsten müsste mehr zugekauftes Kraftfutter verfüttert werden. Das ist in seinen Augen aber keine sinnvolle Alternative: „Wir wollen doch gerade eine regionale, flächengebundene Kreislaufwirtschaft, bei der wir möglichst viel Futter für die Tiere auf den eigenen Flächen erzeugen.“

Umso wichtiger ist es, an den Rändern der Flächen oder an den Wegesäumen Maßnahmen umzusetzen, die die Insektenvielfalt fördern. Manfred Tannen, stellvertretender Vorsitzender des Landesbauernverbands Landvolk Niedersachsen, stellt bei vielen Teilnehmern an der Aktion „Bienenfreundlicher Landwirt“ einen Bewusstseinswandel fest: „Man bekommt einen Blick dafür, dass oft auch kleine Maßnahmen eine große Wirkung haben können und dass manchmal das Nichtstun besser ist, als jede kleine Unkrautecke zu entfernen und alles ,aufgeräumt‘ zu haben.“