Ein kleines Stück Metall zwischen den Pflanzen genügt, um eine große Maschine zum Stillstand zu bringen: Anschläge auf Maishäcksler sind in den vergangenen Jahren immer wieder passiert. Dieses Jahr nun auch in der Wesermarsch, auf den Feldern zweier Landwirte in zwei verschiedenen Orten, mitten in der Haupt-Erntezeit Ende September und Anfang Oktober. „Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Attentat und ein Verbrechen“, sagt Andrea van Eijden aus Großenmeer, Vorsitzende des Niedersächsischen Verbands der Lohnunternehmer.
Bei beiden Vorfällen hatten alle Beteiligten noch Glück im Unglück: Die Lohnunternehmer mussten mit einem mehrtägigen Ausfall des Maishäckslers mitten in der Haupterntezeit klarkommen, bis alles wieder repariert war – ein Schaden in Höhe einer fünfstelligen Summe. Aber niemand ist an Leib und Leben zu Schaden gekommen. Das hätte auch ganz anders ausgehen können: Wenn ein Metallteil in das Maisgebiss kommt, kann es durch die Gegend geschleudert werden, die Fahrerkabine durchschlagen und den Fahrer schwer oder sogar tödlich verletzen. Wenn das Teil ins Häckselwerk gerät, können Splitter oder auch die Häckselmesser umherfliegen und von unten den Boden zur Fahrerkabine durchschlagen. Auch Unbeteiligte, etwa Spaziergänger oder Jäger, kann es treffen.
„Niemand soll meinen, dass er durch so eine Aktion einen Bauern ärgern könnte. Wer sowas macht, gefährdet Menschenleben“, stellt Manfred Ostendorf, Geschäftsführer des Kreislandvolkverbands Wesermarsch, klar. Aus diesem Grund habe sich der Verband entschlossen, die Vorfälle öffentlich zu machen – nach langem Zögern, da völlig unklar sei, wer diese Sabotageakte aus welchen Motiven heraus begangen hat.
Um solche Vorfälle zu verhindern, sind Maishäcksler mit Detektoren ausgerüstet, die bei metallischen Fremdkörpern für einen sofortigen Stillstand der Maschine sorgen. Aber nicht alle Metalle können zuverlässig erkannt werden, sodass es immer wieder zu diesen Taten kommt. Allein im Landkreis Diepholz gab es in den Jahren 2016 bis 2019 50 Fälle, die zur Anzeige gebracht wurden. Andrea van Eijden appelliert daher an Spaziergänger oder auch Jäger: „Wer auch immer in Feld und Flur unterwegs ist, sollte aufmerksam sein und Bescheid sagen, wenn ihm etwas merkwürdig vorkommt.“
Mais in der Wesermarsch
Mais wird in der Wesermarsch auf knapp 5.000 Hektar angebaut (2016: 4.662 ha). Das entspricht etwa acht Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. Mehr als 90 Prozent der Fläche ist Dauergrünland. Die Maispflanzen werden zu Silomais weiterverarbeitet, d.h. sie werden gehäckselt und anschließend per Milchsäurevergärung haltbar gemacht. Maissilage stellt eine wichtige Ergänzung des Futters für Milchkühe dar und ist ein guter Energielieferant. Ein Teil der Maissilage wird daher auch zur Energieerzeugung in Biogasanlagen genutzt.